Herzensfragen

Herzensfragen

Es ist nun schon weit über ein Jahr her. Ein guter Freund, der im Außendienst tätig ist, meldete sich, wie er es immer tut, wenn er in meiner Gegend ist. Wir treffen uns dann auf ein Bierchen (oder zwei bis drei ) mit einem weiteren guten Freund. Als wir uns dann sahen, merkte ich, dass er ziemlich bedrückt war. Es dauerte nicht einmal ein halbes Bier, bis er mit der Sprache herausrückte. Er hatte sich verliebt. Eigentlich ja nun gar nichts Schlimmes. Aber wenn man seit über 20 Jahren verheiratet ist, erwachsene Kinder hat und - eigentlich - seine Frau liebt, kann das schon ein Problem sein.

Ich finde es absolut stark, dass er seiner Frau direkt davon erzählt hat, also von Beginn an mit offenen Karten gespielt hat. Nichtsdestotrotz war er ziemlich in der Bredouille. Die neue Liebe war so groß, dass er fast schon entschieden war, sich von seiner Frau zu trennen. Hatte sich doch seit Jahren die "normale" Eheroutine eingeschlichen. Alles okay, keine Highlights, Kinder sind groß, Haus ist gebaut, fürs Alter sind wir abgesichert und "Wir Zwei"? Wir leben zusammen, ist einfach so. Gestern hätte ich noch gesagt "Ich liebe meine Frau" aber heute? Da ist auf einmal dieses Prickeln im Bauch, das man eigentlich schon vergessen hatte. Und der Gedanke, wie das Leben mit knapp sechzig weiter gehen soll. Im gewohnten Trott oder mit einer ganz neuen Beziehung, Liebe, Herausforderung?

Mein Freund ist ein recht strukturierter Mensch. Ein richtig lieber Kerl, der sich immer um alle und um alles kümmert aber in dieser, seiner ihn zutiefst berührenden Angelegenheit, eher logisch, analytisch unterwegs. Ich schlug ihm vor, am nächsten Tag mal eine Atemsitzung bei mir zu machen. Er war einverstanden und kam am nächsten Tag zum Atmen zu mir.

Während der Sitzung merkte ich durchaus, dass er, wie wir Atemtherapeuten sagen "im Prozess" war aber seine Reaktion danach war eher nüchtern. Er sagte nicht viel, lediglich, dass es ihm gefallen hätte und er es schön fand, dass ich genau seine Musik aufgelegt habe.

Einige Tage später kam dann die Resonanz. Er erzählte mir, dass er sich noch am selben Abend entschieden hat, bei seiner Frau zu bleiben und dass er die Beziehung zu der Freundin sofort beendet hat. In der Atemsitzung war ihm völlig klar geworden, was seine Seele möchte.

Und jetzt sind wir bei der Antwort auf die Frage "Warum verbundener Atem?". Ganz einfach: Weil es keine bessere Möglichkeit gibt, die Seele und nur die Seele sprechen zu lassen. Im Atemprozess ist die vermeintliche Vernunft ausgeschaltet und es ist nur das wichtig, was wirklich zählt, was aus dem Herzen kommt. Ich kenne einfach keine andere Methode und Möglichkeit, so grundsätzlich an das wirklich Essentielle zu kommen.

Vor einigen Wochen habe ich meinen Freund und seine Frau besucht. Wie gesagt, das Ganze ist schon über ein Jahr her. Er erzählte mir, dass er so froh ist, diese Entscheidung getroffen zu haben, dass die Ehe aus dieser Krise heraus völlig neuen Schwung erhalten hat und er mit seiner Frau wieder richtig glücklich ist.

Noch ein paar wichtige Anmerkungen. Die "Frau meines Freundes" klingt so unpersönlich: Natürlich kenne ich sie auch schon seit Jahren, natürlich sind wir auch befreundet und natürlich mag ich sie sehr. Insbesondere, weil ich beobachten durfte, wie auch sie, trotz aller Verletzungen, aus der Krise sehr souverän und liebevoll eine Chance gemacht hat.

Und - vor der mir unbekannten neuen Liebe habe ich auch größte Hochachtung. Sie hat die Entscheidung meines Freundes mit Schmerz aber verständnis- und liebevoll akzeptiert.

Drei große Seelen.

Also - lasst uns atmen und spüren.

Alles Liebe

Hajo

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